Wer sich für die Anschaffung einer Kreditkarte interessiert, hat es von vorneherein nicht leicht. Das Angebot ist unübersichtlich, die Konditionen nur schwer auf einen Blick zu erfassen und zu vergleichen. Dann steht zusätzlich die Frage im Raum, ob eine Prepaidkreditkarte die bessere Alternative ist oder eine herkömmliche Kreditkarte. Die Vorteile der Guthaben-basierten Kreditkarte gegenüber der normalen Kreditkarte sind kaum von der Hand zu weisen. Sie sind sicher, nahezu uneingeschränkt einsetzbar – sowohl im physischen, wie auch im Online-Handel und das weltweit – und das Missbrauchsrisiko liegt zudem weit unter dem einer regulären Kreditkarte. Doch auch die Originalkreditkarte kann einige Pluspunkte für sich verbuchen. So ist das Bezahlen deutlich flexibler und sorgloser, weil man nicht zuerst das Budget festlegen und aufladen muss. Die dicke Rechnung kriegen Kreditkartennutzer meist hinterher – dann nämlich, wenn die Rückzahlung samt Zinsen ansteht. Und je nach Konditionen des Kreditkarten ausgebenden Institutes können die ganz schön happig ausfallen.
In diesen ohnehin bereits recht unüberschaubaren Markt stoßen nun zusätzlich auch andere Kreditkartenanbieter vor und locken Kunden mit vermeintlichen Boni. Amazon hat sie längst, Karstadt ebenso wie Mercedes und der ADAC: die Kundenkreditkarte. Diese bieten abgesehen von den regulären Einsatzmöglichkeiten meist zusätzliche Vorteile für den Kunden. Oder zumindest wollen einem die Unternehmen das weis machen. Doch was steckt hinter dem Marketingtrick mit der Kreditkarte?
Kundenbindung im Vordergrund
Ganz klar: Unternehmen profitieren von wiederkehrenden Kunden. Und wer als Kunde mit einem Shop oder Dienstleister zufrieden ist, wird immer ein gutes Gefühl mit dem Unternehmen in Verbindung bringen. Genau darauf zielen die Kundenkreditkarten ab. Wessen Herz beispielsweise für den Bundesligisten FCB schlägt, für den ist es beinahe eine Frage der Ehre, eine Kreditkarte des Fußballclubs zu besitzen. Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, wird es zu schätzen wissen, dass er mit einer Kreditkarte des Automobilclubs, bei dem er ohnehin Mitglied ist, weitere Extraleistungen in Anspruch nehmen zu können. Und so entsteht eine immer festere Bindung des Kunden an das Kreditkarten ausgebende Unternehmen. Wichtig natürlich: Die Kundenerfahrung soll positiv sein.
Kreditkarten mit dem „gewissen Extra“?
Damit sich Interessenten auf die Anschaffung einer Kreditkarte des bevorzugten Unternehmens einlassen, müssen natürlich die richtigen Anreize geschaffen werden. So sind die Kreditkarten von Amazon, IKEA oder ADAC natürlich vorrangig ein bargeldloses Zahlungsmittel, wie jede andere Kreditkarte oder Prepaidkreditkarte auch. Doch weil der Preiskampf alles andere als leicht zu gewinnen ist, müssen sich die Unternehmen ein extra Goodie einfallen lassen, damit ihre Kunden bei der angebotenen Kreditkarte zugreifen.
- Der schwedische Möbelhersteller lockt beispielsweise mit besonders günstigen Zinskonditionen, wenn man aus seinem Sortiment Artikel auf Raten kauft und mit der unternehmenseigenen Kreditkarte bezahlt.
- Wer beim Tanken mit der Kreditkarte des größten deutschen Automobilclubs bezahlt, kriegt ebenso Rabatte, wie der Kunde, der den im Ausland gemieteten Wagen per Kundenkreditkarte finanziert.
- Der Online-Shopping-Gigant hingegen bedenkt seine Kunden beim Ersteinsatz der Kundenkreditkarte mit einem einmaligen Startguthaben.
Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch wo ist der Haken bei der Sache? Oder gibt es am Ende doch keinen?
Was wirklich hinter Kundenkreditkarten von Unternehmen steckt
Die Kundenbindung ist nur ein Aspekt, wie Unternehmen von Kundenkreditkarten profitieren. Denn wie so oft liegt der Teufel im Detail. Die scheinbaren Vorzüge für den Kunden reduzieren sich ausschließlich auf das festgelegte Bonussystem der Unternehmen. Das bedeutet konkret, dass die Kreditkartenkonditionen nur dann günstig sind, wenn der Einsatz der Kreditkarte das Karten ausgebende Unternehmen betreffen. Etwa, wenn mit der ADAC-Kreditkarte an vom Automobilclub vorgeschriebenen Tankstellen getankt wird und der Mietwagen bei vom Unternehmen festgelegten Anbieter angemietet wird. Oder wenn mit der IKEA-Kreditkarte Produkte des Unternehmens gekauft werden.
Kommt die Kreditkarte hingegen außerhalb dieses festgesteckten Rahmens zum Einsatz, haben die Kunden meist das Nachsehen. So liegen die Zinssätze für Rückzahlungen und Ratenkäufe meist exorbitant über dem Durchschnitt, wird die Kreditkarte nicht dort angewendet, wo das Unternehmen einen Nutzen daraus zieht – etwa bei der Konkurrenz. Darum rät der Verbraucherschutz zurecht zur Vorsicht. Bei Kundenkreditkarten von Einzelhändlern, Online-Shops und Co. sollten die allgemeinen Konditionen besonders ausführlich in Augenschein genommen und verglichen werden. Andernfalls kann die vermeintlich günstige Kreditkarte vom Lieblingsverein oder -dienstleister schnell zur fiesen Finanzfalle werden.
Unser Tipp daher: Wenn schon Kundenkreditkarte von Unternehmen, dann am besten als Zusatzkreditkarte, die ausschließlich zum Kauf im Karten ausgebenden Shop verwendet wird.Redakteur: Markus Gildemeister