Dass Griechenland tief in den roten Zahlen steckt, ist ein bekannter Umstand. Einer der Faktoren, der dafür gesorgt hat, sind Steuerhinterziehungen. Und diese finden in dem südeuropäischen Land sowohl im kleinen, wie auch im großen Stil statt. Nun hat sich die griechische Regierung etwas einfallen lassen, um diesen Zustand zu ändern.
Prämien vom Staat für jede Zahlung mit Kreditkarte
In Griechenland, wie in vielen anderen Ländern im südlichen Europa, war das bargeldlose Zahlen bisher eher eine Ausnahmeerscheinung. Damit sich das ändert, hat das Finanzministerium den Griechen das Bezahlen per Kreditkarte mit einer Prämie schmackhaft gemacht. Für jede Transaktion mit der Kreditkarte bekommen griechische Bürger die Chance auf eine Belohnung in Höhe von 1.000 €. Ein Anreiz, der von den Griechen sehr gern in Anspruch genommen wurde. Im Oktober wurde die Gutschrift von 1.000 € laut Angaben des griechischen Finanzministeriums an 1.000 Bürger ausgezahlt. Und nicht nur dem Portemonnaie des einen oder anderen Griechen scheint der neue Trend hin zum Bezahlen mit Kreditkarte gut zu tun. Auch für den Staatshaushalt scheint sich die Aktion zu lohnen. Das Finanzministerium in Griechenland gab bekannt, dass die Mehrwertsteuereinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gestiegen seien. Die nächste Gewinnermittlung ist für Dezember angesetzt. Das dürfte für weitere 1.000 Griechen ein schönes Weihnachtsgeschenk geben. Wer also eine griechische Steuernummer besitzt, für den können sich bargeldlose Transaktionen per Kreditkarte wahrlich bezahlt machen.
Darum kann die Gleichung der griechischen Finanzminister aufgehen
Anders als beim Bezahlen mit Kreditkarte kann bei Bargeldzahlungen erfolgreich geschummelt werden. Einkäufe und Investitionen, bei denen Bargeld zum Einsatz kommt, können nicht nachvollzogen werden. Das fördert Steuerhinterziehung. Und das Problem zieht sich durch alle Unternehmensgrößen – da ist der Kleinunternehmer, der den Kassenbeleg nicht ausdruckt, wenn der Kunde bezahlt; da ist der mittelständische Unternehmer, der von fünf getätigten Dienstleistungen nur drei auf der Quittung vermerkt, aber für alle abkassiert; und es gibt die großen Player, die Investments und Devisengeschäfte in bar tätigen und sich darüber die Steuerabgaben sparen. Transaktionen per Kreditkarte hingegen werden umgehend registriert. Bei jeder getätigten Zahlung im stationären und Online-Handel wird also die Mehrwertsteuer der Produkte automatisch verzeichnet und die Einnahmen gehen direkt ins Staatssäckel. Im Warenhandel geht die Rechnung des Finanzministeriums darum auf. Schwierig bleibt es weiterhin im Dienstleistungssektor.
Die Schwachstellen der Idee „Prämie gegen Zahlung per Kreditkarte“
Werden Produkte und Waren per Kreditkarte bezahlt, kann eine Steuerhinterziehung nur schwer realisiert werden. So dürften etwa nur ein Teil der erworbenen Produkte vom Kassensystem im Handel erfasst werden. Die restlichen Einkäufe müssten dem Kunden zum „Freundschaftspreis“ oder gratis ausgehändigt werden. In der Inventarliste würden aber spätestens am Ende des Monats dann deutliche Lücken klaffen. Das im Fall einer Steuerprüfung oder gegenüber dem Arbeitgeber zu rechtfertigen, könnte zumindest schwierig werden. Die Konsequenzen dürften fatal sein.
Eine Schwachstelle aber hat das ausgetüftelte System der griechischen Finanzminister dennoch. In der Service-Branche können selbstständige Dienstleister nach wie vor die Mehrwertsteuer dem Kunden, vor allem aber natürlich sich selbst „zuliebe“, unter den Tisch fallen lassen. Denn der Elektroinstallateur, Sanitär und Dachdeckerbetrieb besitzt in den seltensten Fällen ein mobiles Kartenlesegerät zum Bezahlen mit Kreditkarte. Damit bleibt im Dienstleistungsbereich oft nur die Bargeldzahlung möglich.Redakteur: Markus Gildemeister