Wearable Payment: Kontaktloses bezahlen mit unscheinbarem Schmuck

Während die Filmindustrie uns seit Jahrzehnten eine ganz bestimmte Vorstellung der Zukunft ausmalt – mit fliegenden Autos, Zeitreisen und cleanem, funktionalem Design in allen Bereichen –, arbeiten einige kreative Köpfe längst an der Realisierung. So könnte zum Beispiel bald ein Szenario Realität werden, dessen Umsetzung in einigen Läden bereits begonnen hat: Einige Anbieter ermöglichen ihren Kunden bereits, die gekauften Produkte an Self-Service-Kassen zu bezahlen und auch das kontaktlose Zahlen mit Kreditkarte ist längst kein Problem mehr. Verbindet man beide Möglichkeiten, schafft man eine weitere Vision. Eine, in der Kunden in den Laden gehen und beim Herausgehen ganz automatisch für ihre Einkäufe bezahlen. Klingt futuristisch, die technischen Möglichkeiten dafür sind aber bereits vorhanden und immer mehr Kreditkartenanbieter lassen sich immer neue Innovationen einfallen, die dieses Szenario vielleicht bald Realität werden lassen. So beispielsweise unscheinbare Schmuckstücke wie Armbänder und Fingerringe zum kontaktlosen Bezahlen.

Von mobilem Zahlen per NFC zu tragbarem Zahlen

In Deutschland sind Verbraucher gegenüber neuen Bezahlmethoden stets eher skeptisch zurückhaltend. Doch die Entwicklung der Branche geht dessen ungeachtet weiter voran. Während beim mobilen Bezahlen per Handy noch Uneinigkeit über die beste Methode herrschte, wird beim sogenannten wearable payment einheitlich auf die NFC-Datenübertragung gesetzt. So will man der Verwirrung um bargeldloses Bezahlen mit dem Handy per App, QR-Code oder NFC ein Ende setzen.

NFC-Chips kennt jeder Kreditkarteninhaber längst von seiner Kredit oder Guthaben basierten Karte. Diese Chips ermöglichen es, nur durch das Annähern der Kreditkarte an das Kartenlesegerät an der Kasse, Transaktionen zu tätigen. In Deutschland, wie in den meisten europäischen Ländern, gibt es für diese Form des kontaktlosen Bezahlens eine Höchstgrenze von 25 €. Alle Einkaufssummen darüber können nicht mit der Kontaktlos-Funktion der Kreditkarte beglichen werden.

Daran ändert sich auch nichts, wenn man statt auf die Kreditkarte oder Prepaidkarte auf wearable payment umsteigt. Denn die – aus gutem Grund – meist unscheinbaren Schmuckstücke unterliegen den gleichen Transaktionsgesetzen und EU-Richtlinien wie Kreditkarten. Zumindest in der EU kann man also leider noch nicht so frei kontaktlos tragbar bezahlen, dass man die zum Schmuckstück gehörige Kreditkarte getrost und sicher Zuhause lassen kann.

Wie funktioniert wearable payment mit Schmuck

Wie also funktioniert das tragbare Bezahlen per als Schmuckstück, Smart Watch oder Schlüsselanhänger getarnten Kreditkarte? Im Grunde ganz einfach. Der Bezahlvorgang selbst entspricht dem, den viele Nutzer kontaktloser Kreditkarten bereits kennen. Nur, dass beim beim wearable payment Fingerring oder Armband statt der Kreditkarte vor das Kartenlesegerät hält. Das macht es auch Langfingern schwerer, an das Zahlmittel zu gelangen. Denn ein Ring klaut sich denkbar schwerer vom Finger, als eine Geldbörse oder ein Handy aus der Tasche.

Doch das wearable payment funktioniert erst, nachdem man einige Vorabschritte unternommen hat. Der wichtigste ist wohl, das Bezahlschmuckstück zu erwerben. MasterCard hat sich hierfür mit dem britischen Start-up KervTM zusammengetan und einen schicken, schnörkellosen Bezahl-Fingerring designt, der mit jeder Form einer MasterCard-Kreditkarte kombiniert werden kann. Man kann sich hierbei für eine virtuelle Prepaidkreditkarte entscheiden, deren Guthaben begrenzt ist. Man kann sich aber auch für eine physische Prepaidkreditkarte entscheiden oder bei einer der beiden Varianten das Prepaidlimit freischalten bzw. deaktivieren lassen, sodass die virtuelle Prepaidkreditkarte nicht mehr auf zuvor aufgeladenes Guthaben angewiesen ist, sondern die Bezahlung per ihrer namensgebenden Kreditfunktion erlaubt.

Sind nun Ring, Armband und Co., sowie die virtuelle Prepaidkreditkarte vorhanden, muss man das wearable device aktivieren und mit der Kreditkarte verknüpfen. Hierzu stellen die Anbieter der tragbaren Zahlungsmittel meist einfache Login-Möglichkeiten auf ihren Webseiten zur Verfügung.

Ist wearable payment auf Reisen geeignet?

Wearable payment funktioniert überall dort, wo kontaktloses Bezahlen per Kreditkarte möglich ist. Somit ist diese innovative Technik eine recht dankbare Lösung auf Reisen. Allerdings muss man dabei beachten, dass innerhalb der EU ausschließlich Beträge von maximal 25 € kontaktlos bezahlen kann.

In anderen Ländern gibt es diese Begrenzungen aber nicht oder sie sind höher: In Australien liegt das Kontaktlos-Limit bei 100 AUD, in Dänemark bei 200 DKK, in Hong Kong bei 1.000 HKD, in Malaysia bei umgerechnet 50 USD, und so weiter. Es ist also ratsam, sich vor dem Urlaub über die Bezahlgrenzen beim kontaktlosen Zahlen zu informieren.

Auch die Verbreitung kontaktloser Akzeptanzstellen variiert. Ganz ohne Kreditkarte oder Prepaidkreditkarte zu verreisen, ist also nicht ratsam. Auch, weil man einen Fingerring oder ein Armband schon mal im Hotelzimmer liegen lässt. Einen Plan B sollte man auf Reisen also auch beim wearable payment in petto haben.

Aus Sicherheitsaspekten hingegen fährt man als Besitzer eines Schmuckstückes zum Bezahlen mit am besten. Denn für den Diebstahl eines Ringes, einer Uhr oder eines Bracelets muss ein potentieller Betrüger sehr viel höhere Risiken eingehen, als für den Klau von Portemonnaie und Handtasche. Und auch für den Träger ist der Verlust eines Fingerringes unwahrscheinlicher, als der der Brieftasche. Der Transaktionsvorgang selbst ist dank der gleichen Technologie beim wearable payment ebenso sicher wie bei kontaktlosen Kreditkarten.

 

 

Redakteur: Markus Gildemeister